Bei dem Stichwort „Erdöl-Förderung“ denkt Ihr bestimmt an die arabischen Länder. Doch Ihr müsst nicht ins Ausland fliegen, um Erdölfelder und Pumpen anzuschauen, die wie riesige, nach Körnern pickende Vögel aussehen.
Das könnt Ihr auch in der Region Emsland, Grafschaft Bentheim und Provinz Drenthe (Niederlande). Denn auf der niedersächsischen Seite liegen, bezogen auf die Fläche, Deutschlands größte Erdölfelder. Seit über 70 Jahren wird hier flüssiges Gold gefördert. Im Jahr 2018 waren es 163.000 Tonnen. Das entspricht 8 Prozent der deutschen Jahresproduktion.
Nur das Ölfeld Mittelplate in der deutschen Nordsee, am Rand des Nationalparks Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer, hat eine größere Kapazität. Die Bohrinsel Mittelplate fördert jährlich 792.000 Tonnen. Das sind mehr als ein Drittel der jährlichen deutschen Gesamtfördermenge.
„Unsere Region hat sich im Laufe der Zeit zu einer der bedeutenden europäischen Förderregionen für Erdöl und Erdgas entwickelt“, so die Emsland Tourismus GmbH. Das war vor einigen Jahren Anlass, in der Emsland-Gemeinde Twist das Erdöl-Erdgas-Museum einzurichten.
Hier erhalten die Besucher einen Einblick, wie Erdöl entdeckt und gefördert wird und wie es vor Jahrmillionen entstanden ist.
Twist wurde gewählt, weil der Ort im Zentrum dieser erdölfördernden Region liegt.
Ein Sprecher des Museums blickt in die Geschichte: „1942 fand man bei Bohrungen in der Nähe von Dalum bei Lingen Erdöl in wirtschaftlich förderbarer Menge.“
Im Museum erfahren die Besucher etwas über diese Geschichte und die eingesetzte Technik. Es gibt ferner Informationen darüber, wie Lagerstätten entdeckt und erschlossen werden und wie der Schmierstoff für Wirtschaft und Industrie, Autos und Alltagsgegenstände an die Erdoberfläche kommen und was danach mit dem Öl passiert.
Auch zeigen Modelle und originale Bauteile anschaulich, wie Bohranlagen und Pipelines funktionieren.
Nicht in Arabien, den USA oder in Kuwait wurde weltweit zum ersten Mal erfolgreich nach Öl gebohrt. Das war vielmehr 1859 in Wietze bei Celle der Fall, so die Firma Rhein Petroleum. Daher gilt jenes Jahr als Beginn der Erdölförderung in der Bundesrepublik.
Doch der Förderhhöhepunkt ist längst überschritten. Er lag im Jahr 1968 bei einer Jahresproduktion von 8 Millionen Tonnen. 2014 waren es laut Rhein Petroleum noch 2,5 Millionen Tonnen.
Statista beziffert die Gesamtfördermenge für das Jahr 2019 auf 1,93 Millionen Tonnen. Allein 792.000 Tonnen davon kommen aus dem größten deutschen Ölfeld Mittelplate. Die Bohrinsel gleichen Namens liegt in der Nordsee, wenige Kilometer westlich vom schleswig-holsteinischen Friedrichskoog entfernt.
In Deutschland gab es einige weitere Orte, an denen nach Öl gebohrt wurde. Ein Erdölfund in der Nähe von Peine löste 1881 sogar ein kurzes Ölfieber aus.
Seit 1955 wird bei Landau das schwarze Gold gefördert. 2018 waren es 13.379 Tonnen. In Speyer, wo man 2003 bei einer Bohrung zufällig Öl fand, werden jährlich 182.500 Tonnen gefördert.
Öl-Barone wird es hierzulande sicher auch in Zukunft nicht geben. Denn im Weltvergleich spielt Deutschland eine unbedeutende Rolle.
Nach Angaben von Statista hat Venezuela mit 48 Milliarden Tonnen die weltweit größten Erdölreserven. Saudi Arabien liegt mit 40,9 Mrd. Tonnen „nur“ auf Platz zwei. Es folgen Kanada (27,3 Mrd Tonnen) und Iran (21,4 Mrd. Tonnen). In Deutschland sind es lediglich 32 Millionen Tonnen.
Statista definiert Erdölreserven als „jene Mengen, die nach dem aktuellen geologischen und ingenieurtechnischen Informationsstand aller Wahrscheinlichkeit nach aus den heute bekannten Vorkommen unter den derzeitigen wirtschaftlichen und technischen Bedingungen gefördert werden können.“ Diese Mengen verändern sich im Lauf der Jahre. Unter anderem, weil durch neue Bohrungen neue Ölfelder entdeckt werden können und sich die Technik der Ölgewinnung verbessert.
Dienstag – Sonntags von 14 bis 18 Uhr.
Flensbergstr. 13, 49767 Twist
> Infos Erdöl- und Erdgasmuseum
März bis November: Dienstag – Sonntag 10 – 17 Uhr, an Feiertagen auch montags
Juli und August: Montag-Sonntag 10 –18 Uhr
Schwarzer Weg 7-9, 29323 Wietze
Von Mai bis Oktober jeder 1. Sonntag im Monat, 14 – 18 Uhr
Adresse
Hauptstraße 17, 49828 Osterwald
>> Infos Erdölmuseum Osterwald
Montag und Samstag 12 – 16 Uhr
Dienstag, Donnerstag und Freitag 11 – 17 Uhr
Mittwoch 9 – 17 Uhr
Alte Dorfstraße 10, 18519 Sundhagen / OT Reinkenhagen